Vom 21. März bis 1. November 2024 widmet sich das Nietzsche-Archiv in Weimar einer tiefgreifenden und kontroversen Ausstellung: „Nietzsche im Nationalsozialismus“.
Sie beleuchtet, wie der Philosoph Friedrich Nietzsche posthum zu einem Symbol des nationalsozialistischen Denkens wurde, obwohl er selbst ein entschiedener Gegner von Nationalismus und Antisemitismus war.
Nietzsche, der sich selbst als „zu früh gekommen“ empfand, warnte freie Geister, den Mächtigen aus dem Weg zu gehen. Doch nach seinem Tod wurde sein Werk von den Nationalsozialisten ideologisch umgedeutet. Sein Konzept des „Übermenschen“ fand in der nationalsozialistischen Rassenideologie eine gefährliche Verzerrung. Nietzsche wurde zum „deutschen Propheten“ stilisiert und seine kritischen Ansichten gegenüber Nationalismus und Antisemitismus wurden verdreht, um den politischen Zwecken des NS-Regimes zu dienen.
An der Politisierung seines Werkes waren regimetreue Philosophen, Weltanschauungspublizisten und nicht zuletzt seine eigene Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche beteiligt, die als Gründerin des Nietzsche-Archivs maßgeblich zur Umdeutung beitrug. Nietzsche, der ursprünglich ein Verfechter eines freien, ungebundenen Geistes war, wurde von den Nationalsozialisten als Vordenker einer „deutschen Größe“ missbraucht.
Gleichzeitig regte sich Kritik aus dem Exil. Der jüdische Kosmopolit Oscar Levy und der existenzialistische Philosoph Karl Jaspers gehörten zu denjenigen, die den Missbrauch von Nietzsches Denken verurteilten und versuchten, sein wahres philosophisches Erbe zu verteidigen.
Die Ausstellung, kuratiert von dem Historiker Justus H. Ulbricht, untersucht die widersprüchlichen Deutungen von Nietzsches Werk während der NS-Zeit und stellt die Frage nach der Verantwortung des Philosophen für diese verhängnisvolle Entwicklung seiner Wirkungsgeschichte. Sie bietet damit einen tiefen Einblick in die ideologische Instrumentalisierung eines Denkers, dessen Ideen bis heute kontrovers diskutiert werden.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Webseite der Klassik Stiftung Weimar: Mehr Infos zur Ausstellung.