Am 24. August 2024 eröffnet die Galerie Waidspeicher eine außergewöhnliche Ausstellung, die sowohl Kunstliebhaber als auch Technikbegeisterte anspricht. Unter dem Titel „Uta Hünniger. Déjà-vu“ präsentiert die bekannte Grafikerin und Malerin Uta Hünniger Werke, die eine Brücke zwischen traditioneller und digitaler Kunst schlagen. Die Vernissage wird um 18:00 Uhr von der Musikerin Lori Usai begleitet, und die Ausstellung läuft bis zum 3. November 2024.
Von der Untergrund-Kunst zur digitalen Revolution
Uta Hünniger, geboren 1954 in Weimar, machte sich in der DDR als eine der führenden Figuren des systemunabhängigen Kunstbetriebs einen Namen. Unter ihrem Pseudonym Viola Blum organisierte sie intermediale Happenings, die Kunst, Literatur und Musik miteinander verbanden. Ihre künstlerische Arbeit war stets ein Akt der Selbstbehauptung, geprägt von einer Ablehnung gegenüber den starren Vorgaben der staatlichen Kunstakademien und der dominanten Position ihrer männlichen Kollegen.
Mit dem Beginn der Corona-Pandemie entdeckte Hünniger ihre eigenen Werke neu und beschloss, diese mit moderner Technik wiederzubeleben. Ihre analogen Malereien wurden in den digitalen Raum übertragen, und erstmals zeigt sie eine Serie digitaler Kunstwerke, die seit 2020 entstanden sind. Diese Werke, ergänzt durch Tuschzeichnungen, Malereien und Objekte aus den letzten 40 Jahren, bieten den Besuchern einen tiefen Einblick in die Entwicklung ihrer Kunst.
Technik und Handwerk im Dialog
Der kreative Übergang vom Analogen ins Digitale hat Hünniger nicht nur neue Ausdrucksformen eröffnet, sondern auch eine neue Dimension ihrer Arbeit entstehen lassen. „Ich bin im Digitalen so sicher geworden, dass es wie der Umgang mit dem Pinsel ist“, sagt Hünniger. Diese neue Arbeitsweise ermöglicht es ihr, ihre alten Werke auf dem Tablet weiterzuentwickeln, ohne dabei ihre handwerklichen Fähigkeiten zu vernachlässigen.
Kurator Philipp Schreiner stand vor der Herausforderung, die digitalen Arbeiten wieder ins Analoge zu übertragen. Dies gelang durch die Verwendung von Risografien, die den digitalen „Neuauflagen“ gerecht werden und in einen faszinierenden Dialog mit den ursprünglichen Gemälden treten. Dieser Dialog zwischen den beiden Medien führt, wie der Ausstellungstitel andeutet, zu einem „Déjà-vu“-Effekt, der die Besucher in seinen Bann zieht.
Eine Familienangelegenheit
Die Ausstellung wird durch Werke von Hünnigers Töchtern, Lilian und Gene Hünniger, bereichert. Lilian Hünniger, die durch ihre Liebe zur Natur zur Malerei fand, zeigt Tieraquarelle, die einheimische Vögel mit Aquarell, Feder und Tusche auf Papier bringen. Gene Hünniger, Meisterschülerin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, widmet sich dem Motiv der Wiederholung und schafft durch die Fotografie eines Baumes immer wieder neue Perspektiven und Schattierungen.
Die Ausstellung „Uta Hünniger. Déjà-vu“ in der Galerie Waidspeicher ist nicht nur eine Reise durch vier Jahrzehnte künstlerischen Schaffens, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie analoge und digitale Kunst harmonisch zusammengeführt werden können.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban